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Warum bedecken Menschen Ihre Köpfe?

Bei meinen Recherchen ist mir das Buch "Die Kopfbedeckungen und ihre Bezeichnungen im Deutschen" von Hans-Friedrich Foltin (Wilhelm Schmitz Verlag, Gießen, 1963) in die Hände gefallen. Es bietet für diese Fragestellung eine sehr gute Ausgangsbasis.

 

Foltin unterscheidet:

  • Schutzfunktion: Klima, Angriffe, Gefahr
  • Zeichenfunktion: Autorität, Freiheit, Zugehörigkeit, Ausschluss, Gemütszustand
  • Schmuck- und Reizfunktion: Furcht, Erfurcht, Achtung, Zuneigung


Was klerikale Kopfbedeckungen betrifft (> Zeichenfunktion, Schmuckfunktion), so sind mir während meiner Recherchen folgende Ansichten und Ausführungen begegnet, die ich stichpunktartig wiedergebe. Zur Klarstellung: Es handelt sich hierbei nicht um meine persönliche Meinung oder Auffassung. Bei Interesse mag sich jeder selbst unter Verwendung der unten angegebenen Quellen weiter in das Thema vertiefen. Mein Fazit vorab: Alle Meinungen sind zu finden, ob man mit bedecktem Haupt betet oder nicht.

  • In der katholischen Kirche tragen nur die Zelebranten, heute eigentlich nur noch der höhere Klerus (Prälaten, Monsignori, Bischöfe, Kardinäle, Papst) während der Gottesdienste Kopfbedeckungen. Die Priester, Diakone, Kapläne, Vikare ("einfachen Kanoniker") und Laien nicht.
     
  • Der Papst und der Klerus nehmen für sich in Anspruch Aarons Priesterschaft fortzuzführen. Sie tragen selbst eine Kopfbedeckung, verbieten es aber den Laien, da diese der Kirche "gehören".
     
  • In der evangelischen Kirche wird die Kopfbedeckung nur außerhalb der Kirche getragen, etwa zu Beerdigungen.
     
  • Frauen behalten während des Gottediestes ihre Hüte, Ordensfrauen ihre Weihel (Nonnenschleier) auf. Zur Geschichte und Gegenwart feministischer Paulusauslegungen schreibt Angela Standhartinger in ihrem Artikel "Die Frau muss Vollmacht haben auf ihrem Haupt (1.Korinther 11,10)" (120 KB).
     
  • 24. Sure, 31. des Korans: Ethel King gibt in ihrem Artikel "Burka, Hidschab, Nonneschleier: Über Mode und Kleiderordnungen" (115 KB) einen guten Überblick über das Verschleiern des Gesichtes bei Frauen im Islam. Dazu sind auch die Artikel Daniel Hecker: Das Kopftuch als Uniform (108 KB) und Walter M. Weiss: Tschador, Turban und Kaftan - Über Kleidungssitten in der islamischen Welt (23 KB) lesenswert.
     
  • Der Islam verordnet den Männern keine Kopfbedeckungen; lediglich für Frauen wird die Verschleierung angeordnet. Die muslimischen Männer tragen in vielen islamischen Ländern die unterschiedlichsten Kopfbedeckungen hinsichtlich Form und Farbe. Männer tragen Kopfbedeckungen in der Moschee und beim Beten. Auch der Imam und der Ulema tragen in- und außerhalb der Moschee eine Kopfbedeckung, die ihn meist kennzeichnet. Sie ist nicht "genormt". Kopfbedeckungen zeigen in diesen Ländern sowohl politische, geographische, kulturelle, soziale als auch religiöse Zugehörigkeiten an. Die Funktion der Kopfbedeckung ist "vermischt".
     
  • Juden bedecken in der Synagoge ihre Köpfe mit der Kippa. Die Frage, ob dies zwingend vorgeschrieben ist, wird im Judentum kontrovers diskutiert.
     
  • Seinen Kopf beim Beten zu bedecken wird als "Zeichen der Bescheidenheit", "Zeichen der Trauer", "Ausdruck seines Gefühls des Kummers", "Zeichen der Furcht oder Erfrucht vor Gott", "Zeichen der erhöhten Position von (Schrift-)Gelehrten (Priestern) und Würdenträgern", ... gesehen.
     
  • 1. Korinter 11, 1-16: Die meisten Ausführungen beschäftigen sich mit dieser Bibelstelle. Mit Kommentaren und Auslegungen zu dieser Bibelstelle kann man sich sehr intensiv beschäftigen. Es geht immer wieder um die Frage, ob die Stellen richtig übersetzt wurden. Es werden die Bedeutungen von "Kopf", "Haupt" (im Sinne von Oberhaupt) und Anlitz interpretiert. Ferner hat die Länge des Kopfhaares ("Jesus wird oft mit langen Haaren dargestellt") eine Bedeutung. Es wird erforscht, ob mit Bedecken/Verschleiern das Bedecken des Gesichts mit dem Kopfhaar gemeint ist.
     
  • Zur Bekleidung von Jesus nimmt Alfred Edersheim in seinem Buch "The Life and Times of Jesus the messiah", 1883, Book III, Chapter 26, ausführlich Stellung: Jesus soll eine Kopfbedeckung (Tallith, Sudar, Maaphoreth) getragen haben, da es sich nicht ziemte barhäuptig herumzulaufen.
     
  • In Deutschland wird derzeit kontrovers über das Kopftuch der Muslime diskutiert. Eingen ersten guten Überblick gibt das Buch "Der Kopftuchstreit - Das Abendland und ein Quadratmeter Islam" von Heide Oestreich (Brandes & Aspel Verlag, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-86099-786-6). Einige Autoren ziehen einen Vergleich mit dem Weihel (Nonnenschleier) von Ordensfrauen. Stuttgart: Nonnenschleier sind nicht geschützter als muslimische Kopftücher (15 KB). Am 19. Oktober 2006 erschien in der Saarbrücker Zeitung der Artikel Hey Du Zelt (1163 KB).

 

Quellen:
Alfred Edersheim: The Life and Times of Jesus the Messiah [Abruf 4.9.2006]

 

Falvius Josephus, Antiquities of the Jews, Book III, Chapter 7 (25 KB); gibt es auch in deutscher Sprache: Jüdische Altertümer, Marix Verlag, Wiesbaden 2006, ISBN 3-937715-62-2, Seite 125 ff.: "Von der Kleidung des Priesters und des Hohepriesters"

 

Ellen Kavanaugh: About Head Coverning (26 KB)

 

Ed Nelson: Did Yeshua Pray with a Head Covering? (36 KB)


Bob Deffinbaugh , Th.M.: Headship and Head Coverings (1 Cor. 11:3-16) (92 KB)


Bob Deffinbaugh , Th.M.: 1 Corinthians 11:1-16 – Its Issues and Implications (75 KB)

 

Rabbi Edward Levi Nydle: Headcoverings for Messianic Men: Tradition or Torah? (186 KB)

 

Kehilat Maschiah: Deutsche Übersetzung des Artikels von Rabbi Edward Levi Nydle (38 KB)

 

Rabbi Edward Levi Nydle: What about 1 Corinthians 11:4? (17 KB)


Tragen der Kippa, Statement der Union Progressiver Juden in Deutschland e.V., Hannover (26 KB)

 

Rabbi Barry Dov Lerner: History of the Yarmulka (18 KB)

 

Ethel King: Burka, Hidschab, Nonnenschleier (115 KB)

 

Karl-Heinz Weber: Die Schöpfungsordnung Gottes (1. Korinther 11/1-16) (123 KB)

 

Ein anschauliches Beispiel, bei der Hüte als Zeichen der Zugehörigkeit des Trägers zu einer bestimmten Gruppe, hier religöse Gruppe, dienen, bieten die Ausführungen "The Hats of Borough Park (409 KB)" von Werner Cohn, Professor Emeritus of Sociology, University of British Columbia. Siehe hierzu auch die Hüte "Shtreimel" und "Spodek" unter Kopfbedeckungen.

 

Liturgische Farben und Farbkanon

Das Aufkommen und die Bedeutung der liturgischen Farben beschreibt auf 32 Seiten (S. 728 bis 760) sehr ausführlich Joseph Braun in seinem Buch "Die Liturgische Gewandung im Occident und Orient". Die Farben ändern sich im Laufe der Zeit mit dem Aufkommen und der Gewinnung der Farbstoffe und der Färbungsprozesse. Hierzu das Beispiel von techelet-blau (33 KB) für den Tallit, den Gebetsmantel der Juden. Auch in der Frühzeit des Christentums gabe es Farben wie orange, blau und gelb, die der aktuelle Farbkanon nicht mehr enthält. Der aktuelle Farbkanon in Wikipedia oder in K. Goldhammer, «Farbe, liturgisch», in: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, herausgegeben vom Zentralinstitut für Kunstgeschichte München, Band VII, München 1981 (26 KB) bei KunstDirekt.net, Peter Eckardt.

Sehr farbenfroh sind noch heute die Gewänder von freien Kirchengemeinden in den USA.

Tallit und Kippah gibt es auch in den verschiedensten Ausführungen und Farben, wie es beispielsweise die Internetshops unter Ahuva Inc., Toronto, Kanada und Egokippot, Karmiel, Israel zeigen. Farben waren schon im Alten Testament sehr wertvoll und so kleidete Jakob (Israel) seinen Sohn Josef in einen Rock aus vielen Farben als Zeichen seiner gehobenen Stellung (1. Mose 37:3). Dazu auch das Musical "Joseph" von A. L. Webber, und den Songtext "Jakob & Co." in dem das prachtvolle Kleid Josephs ausführliche beschrieben wird.

Zum Kardinalspurpur schreibt H. Janiesch & Partner, Rinteln-Schaumburg auf seiner Homepage:

"Das edelste Rot war das Purpur . Könige wurden in purpurrote Mäntel gekleidet. Kardinäle tragen den Kardinalspurpur. Purpurrot sind, wie erwähnt, die Talare der obersten Richter noch bis heute. ( Leider wird die Erscheinung der edlen Kleidung durch den Hintergrund der Holzvertäfelung im Gerichtssaal zunichte gemacht. ) Purpur war die kostbarste Farbe der Antike. Es wurden nur die edelsten Stoffe damit gefärbt. Die Herstellung dieser Farbe war das streng gehütete Geheimnis des byzantinischen Hofs und ging mit dem Untergang Konstantinopels verloren. Es wird angenommen, dass der Farbstoff aus der Purpurschnecke gewonnen wurde. Das heutige echte Purpur ist rötlicher und wird aus getrockneten weiblichen Schildläusen gewonnen. Für ein Kilo dieser Farbe sind etwa 140000 Läuse nötig.
Der ursprüngliche Name für diese Farbe war „ Kermes “ oder Scharlachrot. Kermes war unbedingt lichtecht und verblasste nicht im Laufe der Jahre. Der Fes der Mohammedaner, so ist es im Koran vermerkt, wird mit Kermes gefärbt.
1464 ordnete Papst Paul II. an, die Kardinalsgewänder künftig mit Scharlach statt mit Purpur zu färben. Ein weiterer roter Farbstoff ist Krapp. Er wird aus der Wurzel der Krapp-Pflanze gewonnen. Als Künstlerfarbe unter dem Begriff Krapplack noch heute erhältlich. Nach der Entdeckung Amerikas wurde ein neues, besseres Rot bekannt. Das Rot der Cochenillelaus. Diese Läusefarbe wurde schon von den Mayas zum Färben verwendet. Der organische Farbstoff der Cochenilleläuse wird heute noch für die Lebensmittel- und Kosmetikindustrie eingesetzt.
Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Naturfarben chemisch durch Anelinfarben ersetzt. Damit verlor Rot an Kostbarkeit, nicht aber an der symbolischen und emotionalen Bedeutung.
So spielte die Farbe Rot nicht nur in vergangenen Zeiten eine bedeutende symbolische Rolle. Sondern auch bis in unsere heutige Zeit ist die symbolische und emotionale Bedeutung wirksam."

Was die psychologische Bedeutung von Farben betrifft, so wird man in Internet an vielen Stellen fündig:

Institut für praktische Psychologie, Bern, Schweiz

Hannelore Vonier, Florida, USA


Sprichworte:
Amt gibt Kappen (, sind's nicht Kappen, so sind's doch Lappen).

Der Ursprung dieses Sprichworts fällt nach den Berichten Grunar's in seiner 'Preussischen Chronik' in die Zeit des Hochmeisters Heinrich von Richtenberg, der von 1470-77, obwohl in großer Armut, regierte, da Preussen sich nach dem verderblichen dreizehnjährigen Kriege noch nicht erholt hatte. Diese Dürftigkeit drückte auch die Ordensbrüder, und oft war nicht einmal so viel Geld in der Kasse, dass ihnen die nötigen Kleider angeschafft werden konnten. Einer darunter, Matthias von Beybelen, bat den Hochmeister zum wiederholten Male um ein neues Kleid, zeigte ihm die zerrissenen Lappen, erhielt aber immer schlechten Trost. Auf fortgesetztes anhaltendes Bitten gab ihm endlich der Hochmeister das Amt, die Zinskäse von den Schäfern einzunehmen, wobei er bald so viel erwarb, dass er sich ein neues Kleid anschaffen konnte. Als sich nun viele über die schleunige Verbesserung seiner Umstände wunderten und ihn darum befragten, pflegte er zu antworten: Amt gibt Kappen. Diese Antwort wurde zum Sprichwort, auch außerhalb Preussens, und wird gebraucht von denen, welche bei geringer Besoldung sich Nebenzugänge zu verschaffen wissen.

Ämtchen bringt Käppchen. (Mönche tragen Kapuzen, Bischöfe Mützen, Äbte 'Käppchen', Kardinäle Hüte, der Papst eine dreifache Krone. Jedes kleine Amt wirft Vorteile ab.)

[ndt] Alle Ämter gevt Kappen.
[ndt] Empter geben Kappen.
[ho] Het ambt geeft kappen.
[fr] Il n'y a point d'emploi sans bénéfice.
[fr] On ne peut manier le beurre, qu'on ne s'engraisse les doigts.
[la] Quodlibet officium lucri pinguedine crassum.


Im Rahmen der Recherchen zum Thema Hüte und Kopfbedeckungen bin ich auf folgende Internetseiten gestoßen, die ich spannend und informativ fand:

Bea Kahl, Solingen

Der Hutmacher am Dom GmbH, Regensburg

Daniela Engel, Neuburg - Die Behüterin

Beate Pawolka, Dresden - Die Theatermodistin

Nicki Marquardt, Hutmacherin, München

Custom Heraldic Designs, Las Vegas, USA

Village Hatshop, San Diego, USA

Hat Shapers, USA

GUERRA 1855, Borgosesia, Italien

SPÓŁKA Z O.O., Polkap, Skoczów, Polen

Tonak a.s., Nový Jicin, Tschechische Republik

Etablissement Mohamed EL Abassi, Tunis, Tunesien

Wilsdom Design Inc., Oakland, CA, USA

Casa Yustas, Madrid, Spanien

Cappelleria Melegaris S.a.s., Milano, Italien

Bruno Pieroni s.n.c., Rom, Italien

Pfarrgeminde Maria Königin - St. Augustinus